Der Abstand zwischen Nord und Süd ist unergründlich geworden: Wir glauben
dennoch, dass der Tag kommen wird, an dem wir uns gegenseitig brauchen.
Gemeinsam mit dem Ökumenischen Rat der Kirchen und den Völkern und Kirchen dieser Erde beten wir für eine friedliche Wiedervereinigung auf der Koreanischen Halbinsel.
Diesen 15. August jährt sich zum 71. Mal die Befreiung Koreas von der japanischen Kolonialherrschaft, aber gleichzeitig auch die Teilung der Halbinsel in zwei Staaten. Feierlichkeiten zum Nationalen Tag der Befreiung werden sowohl in Nord- als auch Südkorea begangen.
Gemeinsam bereiten der Nationale Rat der Kirchen in Korea (NCCK) und der Koreanische Christenbund (KCF) alljährlich ein Friedensgebet für den Gebetssonntag für die friedliche Wiedervereinigung auf der Koreanischen Halbinsel vor. Dieser findet traditionell am Sonntag vor dem Jahrestag statt, und fällt dieses Jahr auf den 14. August.
Wir rufen unsere Mitglieder auf, sich im Gebet zu vereinen:
Gott, Herr der Geschichte
hab Dank, dass unsere Kirchen in Süd und Nord die Freude auf Unabhängigkeit auch in diesem Jahr sehnsuchtsvoll teilen. Die Gnade unseres Herrn lässt uns das gemeinsame Gebet sprechen mit dem Sehnen nach der versprochenen friedlichen Vereinigung. Diese Gnade bleibt groß und überraschend. Nimm bitte unseren ernsthaften Wunsch an, o Herr. Vor einundsiebzig Jahren erhielten wir unser verlorenes Land wieder und begrüßten freudig die Unabhängigkeit. Geduldig hatten wir mit rechtschaffenen Anstrengungen darauf gewartet im Vertrauen auf dich Gott, dem Herrn der Geschichte und wir hofften, dass dieser Tag bald kommen würde. Siegesrufe erklangen über ganz Korea. Wie könnten wir diesen überwältigenden Tag vergessen, an dem der Sieg der Unabhängigkeit 30 Millionen Seelen in Bewegung setzte.
Gütiger Gott,
diese Freude war kurz und führte unser Volk abrupt an das Ende einer rauen Straße: angefüllt mit Teilung, Trennung, Krieg und Bewaffnung. Durch Treffen und Gespräche wurden Wege der Versöhnung gebaut. In wirtschaftlichen Kooperationen wurde vom gemeinsamen Wohlstand geträumt. Inzwischen jedoch werden die Mauern in unseren Herzen höher als zuvor. Wir kennen die Tiefe der Flüsse des Misstrauens und der Täler des Zorns, die noch zu überqueren sein werden. Herr, erbarme Dich über dieses glücklose Land. Obwohl der Herr der Kirche uns Verantwortung für Frieden zu sorgen, aufgetragen hat, kommen die Menschen diese Aufforderung nicht nach. Christenmenschen sind zu Aposteln des Frieden berufen, stattdessen erzeugen sie Konflikte. Weil sie sich nicht als ein zusammengehörendes Volk verstehen, bemühen sie sich nicht, Herzen voller Liebe zu haben. Herr, wir bekennen unsere Schuld und Sünde; bitte vergib uns.
Gott der Liebe und des Friedens,
der Abstand zwischen Nord und Süd ist unergründlich geworden: Wir glauben dennoch, dass der Tag kommen wird, an dem wir uns gegenseitig brauchen. Obwohl unsere Herzen in Stücke zerrissen sind, nehmen wir wahr, dass wir nicht weit davon entfernt sind, uns gegenseitig zu heilen und zu ermutigen. Trotz der Spannungen unter den Großmächten sind wir doch gewiss, dass der Tag kommen wird, an dem wir Lieder der Selbstbestimmung und Unabhängigkeit singen werden. Herr, einige dieses zerteilte Land. Vereine alle Familien, die zerstreut leben. Lass die Kinder in Nord und Süd von einem Teller essen. Lass die Jugend an einem Tisch gemeinsam Lieder von einer hoffnungsvollen Menschheit singen. Lass uns die Fußspuren menschlicher Zusammenarbeit von Hanan nach Baek-du führen und die Wellen friedlichen gemeinsamen Gedeihens von Dokdo bis zum Westmeer branden. Lass auf diese Weise das Volk auf einer sicheren und friedlichen Halbinsel am Wohl teilhaben, das für alle 70 Millionen Bewohner anzustreben ist. Und aus dieser Einigkeit heraus lass dafür auch die Menschen überall auf der Welt mit großem Nachdruck und entsprechende Einstellung einstehen. Das erbitten wir in Jesu Namen.
15. August 2016
Nationaler Kirchenrat in Korea Koreanische Christenvereinigung