Posted on August 24, 2016 by Phil Tanis
Für viele Menschen schwindet die Hoffnung in Syrien. Nach fünf Jahren Bürgerkrieg gibt es kaum Menschen, die keine Familienmitglieder oder enge Freunde verloren haben. Trotzdem muss das Leben für diejenigen, die überlebt haben und in ihrer Heimat geblieben sind, weitergehen. Sie kämpfen täglich darum, ihren normalen Alltag fortzuführen, zu studieren, zu arbeiten, obwohl Arbeitsplätze rar geworden sind, und so viel Normalität wie möglich zu bewahren inmitten des Krieges und der ständigen Gefahr, Opfer eines Anschlags zu werden. Während all dessen träumen sie von einer besseren Zukunft und Frieden.
Najla Kassab, Mitglied des WGRK-Exekutivausschusses und Direktorin der Bildungsabteilung der Evangelischen Nationalsynode von Syrien und dem Libanon (NESSL), aber betont: „Im Nahen Osten beeinflusst der Krieg immer wie wir einander sehen; er trübt unseren Blick auf die Schönheit der Religion des Anderen.“
Was kommt also nach dem Krieg? Wie werden die Syrer, in ihrer Mehrheit muslimisch, aber mit einer bedeutenden christlichen Minderheit, miteinander umgehen und sich als Nachbarn versöhnen nachdem der Konflikt so viel Mistrauen verursacht hat? Wie können interreligiöse Beziehungen wiederaufgebaut werden, wenn, nach fünf Jahren Krieg, eine neue Generation heranwächst, die das Leben vor dem Krieg nie kennengelernt hat?
Eine Gruppe junger Menschen, Mitglieder einer Gemeinde der NESSL in der syrischen Stadt Homs, hat ein Projekt initiiert, um genau dies zu erreichen. „Space for Hope ist im Herbst 2014 entstanden. Es ist ein Ort, an dem Kinder und Jugendliche – Mädchen und Jungen, zwischen 9 und 17 Jahren – die den verschiedenen Religionen und Religionsgemeinschaften Syriens angehören, zu Teambuilding-Aktivitäten zusammenkommen.“
Bisher wurden vier Programme durchgeführt. Im Letzten, das im September 2015 stattgefunden hat, hat das Team erfolgreich 180 Kinder und Jugendliche der verschiedenen Stadtteile von Homs auf dem Gelände der evangelischen Schule zusammengebracht, an einem Ort, der im Krieg fast vollkommen zerstört und seitdem wiederaufgebaut wurde.
An diesen Veranstaltungen waren einundzwanzig Freiwillige beteiligt, allesamt junge presbyterianische Christen mit den verschiedensten Hintergründen: Studenten, Ärzte, Lehrer, Anwälte, Sekretäre. Der Grund, aus dem diese jungen Menschen so viel Enthusiasmus für ihr Projekt zeigen, ist einfach: Liebe zu ihren Mitmenschen, unabhängig von deren religiösem Hintergrund. „Wir gehören diesem Team an, weil wir den Kindern beibringen wollen zu lachen, und weil wir der ganzen Welt zeigen wollen, dass es in Syrien einen Ort der Hoffnung gibt. Wir möchten eine Friedenskerze für die syrischen Kinder entzünden, und hoffen, dass unser Projekt in die Welt getragen wird.“
„Das letzte Programm ging über fünf Wochen, je zwei Stunden an zwei Tagen der Woche“, erzählt Mofid Samir Karajili, Pastor der presbyterianischen Gemeinde in Homs und Mitbegründer des Projekts. „Jeder Tag besteht aus zwei Einheiten: der Spieleeinheit, in der durch Gruppenspiele Beziehungen aufgebaut oder repariert werden, und der Lehreinheit, die Zeit zur Reflektion über das durch die Spiele Erlernte gibt.“
„Wir haben gelernt, dass es nicht nur möglich, sondern sogar schön ist, mit den anderen – Jungen und Mädchen, Christen, Muslime und Alawiten – im selben Team zu sein und sich mit denselben Herausforderungen auseinanderzusetzen, hart zu arbeiten, um dasselbe Ziel auf demselben Raum zu erreichen. Das war das Ziel dieses Projektes – den jungen Menschen bewusst zu machen, dass sie friedlich zusammenleben können, unabhängig von ihren religiösen Hintergründen und von religiösen Konflikten. Wir fühlen uns außerdem verpflichtet, den Eltern der Teilnehmenden ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln.“
„In Syrien ist es selten, dass Kinder, oder Menschen allgemein, viel Umgang mit ihren Nachbarn anderer Religionen pflegen. Bei uns vergessen sie diese Unterschiede, weil sie glücklich sein möchten“, fügt Loujain Saad, eine junge Mitbegründerin des Projektes, hinzu. „Dieses Projekt ist sehr wichtig für uns, weil die Kinder während der fünf Jahre, die der Krieg schon andauert, nie Freude kennengelernt haben, nur Krieg, Mord und Waffen. Dieses Projekt lehrt die Kinder, einander zu lieben und zusammenzuarbeiten. Es ist außerdem wichtig für unsere Gesellschaft, weil wir diesen Frieden dringend brauchen. Wir sollen alle Menschen in unserem Land lieben und ihnen sagen, dass sie keine Angst zu haben brauchen, dass Space for Hope für ihre Kinder da ist.“
Pastor Mofid Karajili ist zufrieden mit dem, was bisher erreicht wurde: „Ich glaube, wir haben unsere Zwischenziele erreicht. Wir wissen, dass wir die Welt nicht verändern können, aber wir können zumindest einen Schritt zu einem besseren Leben machen. Und genau das haben wir getan. Das Wichtigste ist, dass aus Space for Hope ein Team geworden ist. Wir haben ein Team aufgebaut, dass die Vision hat, verschiedene Veranstaltungen unter diesem Titel auf die Beine zu stellen, an verschiedenen Orten, die alle das Licht der Hoffnung in diesen sehr dunklen Zeiten brauchen.“
Im September startet Space for Hope erneut. Es wird einige neue Aktivitäten geben, wie z.B. Malen, Bildhauen, Klavierunterricht und Tanzen. Das Team ist momentan auf der Suche nach Trainern für einige dieser Bereiche, denn sie sind sich einig, dass dieses Programm der erste Schritt in einer langen Reihe werden soll.
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