Posted on Juni 26, 2015 by Phil Tanis
Der internationale Tag des Flüchtlings (20. Juni) soll dazu dienen, das Bewusstsein für die zunehmenden Migrationsprobleme weltweit zu stärken. In diesem Jahr ist das Interesse an diesen Fragen so groß wie noch nie.
Die Regierungschefs der Europäischen Union beraten über das Schicksal zehntausender Migranten, die die Küsten Südeuropas in diesem Jahr erreicht haben. 1.865 von Ihnen sind auf dem Weg dorthin ertrunken, weil sie ihre von Bürgerkrieg, Armut und Menschenrechtsverletzungen geplagten Herkunftsländer verlassen mussten.
Stündlich wächst ihre Zahl, trotz aller Versuche der EU, den Schleusern das Handwerk zu legen. Während Europas Regierungen über Zahlen reden und wie man verhindern kann, dass sie noch mehr zunehmen, sprechen die Mitgliedskirchen der Weltgemeinschaft reformierter Kirchen von den Menschenrechten. Was kann die Kirche tun, um diesen Menschen zu helfen, die vor der Hölle wegrennen, ohne dass es einen Himmel gibt, der sie aufnehmen will?
Eine Delegation der Föderation Evangelischer Kirchen Italiens (FCEI), zu der auch die Waldenser gehören, hat vom 20. bis 27. Mai afrikanische Länder besucht und mit führenden Persönlichkeiten über das Vorhaben gesprochen, einen “humanitären Korridor” für Flüchtlinge zu schaffen, die das Mittelmeer überqueren wollen. Das Korridor-Programm würde aus Mitteln der italienischen “acht Promille-Kirchensteuer” finanziert und würde es Flüchtlingen ermöglichen, Visa für das Zielland zu erhalten und Flüge nach Italien zu buchen, wo sie Asyl beantragen und mit dem Integrationsprozess beginnen könnten.
Der “humanitäre Korridor” löst zwar nicht das Problem der zunehmenden Einwanderung nach Europa aber er schafft menschliche, kontrollierte und sichere Rahmenbedingungen. “Es ist unmöglich Migrationsströme aufzuhalten, die das Ergebnis von Krieg und Verfolgung sind. Verzweiflung überwindet jede Mauer“, sagt Paolo Naso, ein Sprecher der Waldenserkirche und Professor der Sozialwissenschaften.
Der Vorschlag der Kirchen, die Überquerung des Mittelmeeres zu erleichtern und dadurch die Sterberate zu verringern, steht in krassem Widerspruch zu den Maßnahmen, die die europäischen Staaten ergreifen möchten. Der ungarische Ministerpräsident hat gerade einem Plan zugestimmt, der den Bau einer Mauer entlang der gesamten Grenze Ungarns zu Serbien vorsieht. Um Flüchtlingen die Überquerung des Mittelmeers unmöglich zu machen, verstärkt die EU den Einsatz der Marine. Die EU hat einer Aufstockung ihres „Triton“-Programms zugestimmt, mit dem das Mittelmeer überwacht und die Boote erfasst und zerstört werden sollen, noch bevor sie von Flüchtlingen bestiegen werden.
Im Jahr 2013 haben etwa 60.000 Flüchtlinge das Mittelmeer überquert. 2014 waren es schon 219.000 und 2015 wird die Zahl noch deutlich ansteigen.
Bürgerkriege, Armut und die Verletzung von Menschenrechten vertreibt die Menschen aus ihrer Heimat auf der Suche nach Asyl und der Möglichkeit in Ruhe zu leben. Allerdings finden diejenigen, die die gefährliche Überfahrt überleben, nur selten das, wonach sie sich sehnen. Flüchtlinge auf der Suche nach Asyl werden in Europa herumgereicht wie heiße Kartoffeln, wobei Italien nicht in der Lage ist, die wachsende Zahl von Menschen aufzunehmen, die täglich aus seinen Gewässern gefischt und an seinen Stränden aufgesammelt werden, während der Rest Europas nicht gewillt ist, sie bei sich aufzunehmen.
Es sind wahrscheinlich Initiativen wie diejenige der Waldenserkirche und der italienischen Kirchenföderation nötig, um mit der Problematik fertig zu werden, während die Regierungen mit einer Lösung noch zögern.
“Jesus macht deutlich, dass die christliche Antwort auf die Flüchtlingsfrage im Gleichnis von den Schafen und den Böcken liegt”, meint Dora Arce Valentin, die WGRK Referentin für Gerechtigkeit. “Da heißt es in Matthäus 25, Verse 34-35: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters,…denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein fremder gewesen, und ihr habt mich aufgenommen.”
“In der heutigen Welt scheint es schwer zu sein, das Wort Gottes mit reduzierten finanziellen Mitteln, schwieriger Logistik und Politik in Einklang zu bringen,” sagt sie, „aber wir unterstützen die Waldenser und unsere anderen Mitgliedskirchen in Südeuropa in ihren Bemühungen, Gottes Willen umzusetzen, indem sie inmitten dieser Krise Fremde aufnehmen und Menschlichkeit praktizieren.“
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